WOHNRAUM statt PARKRAUM
Die AUTOGERECHTE STADT wurde – im Sinne der Charta von Athen – besonders nach dem Zweiten Weltkrieg einer der großen Leitgedanken des Wiederaufbaus in Deutschland. Die zunehmende Urbanisierung sowie der dadurch exponentiell steigende CO2-Ausstoß fordern einen Paradigmenwechsel. Die von Autos genutzten Flächen können dann transformiert werden; von der Straße zum Grüngürtel, vom Parkplatz zum öffentlichen Raum oder vom Parkhaus zum Wohnhaus. Ein solches Umdenken wird nicht nur den CO2-Ausstoß im urbanen Raum mindern, sondern auch den Anteil blau-grüner Infrastrukturen erhöhen und so lebenswertere Städte generieren.
Das Fachgebiet ENTWERFEN IM BESTAND wird sich in diesem Semester mit der Frage beschäftigen, wie sich ein solcher Wandel konstituieren kann.
Kassel war als bedeutendes Rüstungszentrum im Zweiten Weltkrieg besonders von der Kriegszerstörung betroffen und bot so in der Nachkriegszeit viel Raum für die Realisierung des zukunftsweisenden Konzepts der autogerechten Stadt. Heute stellt sich im Hinblick auf die Verkehrswende die Frage, inwieweit Autos überhaupt noch in den Stadtraum eindringen sollten. Barcelona dämmt den Autoverkehr durch Superblocks (Superillas) zunehmend ein, in Ljubljana ist die Innenstadt seit 2017 komplett gesperrt für Autos und auch Paris wird schrittweise autofrei. Eine solche Transformation wirft die Frage auf, wie mit architektonischen Relikten aus autogerechten Zeiten umgegangen werden kann und ob sie eine Lösung für den aktuellen Wohnraummangel darstellen können.
Die Bachelor-StudentInnen sind in diesem Semester angehalten, sich im Rahmen dieser Problemstellung mit dem Umgang folgender Nutzungstypen von Gebäuden näher zu beschäftigen:
TANKSTELLEN PARKHÄUSER GARAGEN
Hierfür sollen zuerst Parkräume in Kassel erfasst und katalogisiert werden. Auf Grundlage dieser Untersuchung werden die StudentInnen sich in Gruppen à 2 zusammenfinden, um gemeinsam anhand eines Beispiels ein mögliches Weiterbau- und/ oder Umnutzungskonzept auszuarbeiten. Ziel der Entwurfsaufgabe ist es, die ausgewählten Objekte auf qualitative Aspekte zu analysieren, darauf basierend eine persönliche Haltung einzunehmen, um schließlich etwaige Potentiale herauszuarbeiten und durch Nacherdichtung weiter zu planen.