Wien war das Ziel unserer diesjährigen Exkursion; Zu-Gast-Sein Gegenstand unserer Untersuchungen vor Ort.
Zu Gast ist allgemein eine zum vorübergehenden Bleiben eingeladene oder willkommene Person, die beherbergt, bewirtet oder befördert wird.
Zu Gast sein bedeutet also Fremdsein; bedeutet auf Andere angewiesen sein.
Zu Gast sein kann aber auch bedeuten, zu explorieren; neues zu lernen.
Wie gestaltet sich also ein solches zu Gast sein im architektonischen Sinne? Öffentlicher Raum, Architekturen, Herbergen, Gastronomien, Universitäten in Wien: Wir werden zu Gast sein und diese Orte auf ihre Gast-tauglichkeit untersuchen. Wir gehen in diesem Semester der Frage nach wie diese Orte des zu Gast sein gesellschaftlich ausgestaltet und genutzt sind und wie sie in einem gegenwärtigen Kontext neu gedacht werden können.
Der Bahnhof Hauptzollamt in Wien wurde 1859 nach Plänen von Otto Wagner errichtet und im Rahmen der ersten Eisenbahnstrecke der Monarchie eröffnet. Trotz erheblicher Schäden durch Luftangriffe ihm Zweiten Weltkrieg wurde der Bahnhof erst in den 1960ern abgebrochen; Ersatz bot der Bahnhof Wien Mitte. Einziges Relikt des historischen Bahnhofs ist heute das Verwaltungsgebäude des Frachtenterminals in der Unteren Viaduktgasse. Das Bauwerk steht gegenwärtig leer und unter Denkmalschutz. Ziel des Entwurfsprojektes ist die Revitalisierung des Bestandes und des Grundstückes, sowie das sensible Integrieren von ergänzender Architektur in den bestehenden Kontext.
Dieses Semester wird der letzte Zeitzeuge des Bahnhof Hauptzollamts im Entwurf zu neuem Leben erweckt: im Sinne des Wiener VinziRast, soll ein integratives Konzept für ein Wohn- und Gästehaus ausgearbeitet werden; ein Gasthaus für hungrige, müde oder interessierte Gäste; ein Wohnhaus für ehemals isolierte, wohnungslose und/ oder geflüchtete Menschen, ein Ort an dem das Zu-Hause-Sein und das Zu-Gast-Sein fusionieren.