Thomas Herzog – Biografie

Autor*in: Alexander Stumm
Thomas Herzog

Thomas Herzog (*1941, München) war an der Gesamthochschule Kassel ab 1973 als jüngster Architekturprofessor Deutschlands für Entwerfen und Produktentwicklung tätig. Hier leistete er wichtige Grundlagenforschungen für die Entwicklung solarer Architektur und energetische Gebäudehüllen.
Herzog studierte von 1960–65 Architektur an der TH München. Nach fünf Jahren als Mitarbeiter bei Peter C. von Seidlein eröffnete er 1971 mit seiner Frau Verena Herzog-Loibl sein eigenes Partnerschaftsarchitekturbüro in Stuttgart und München. Bereits in seiner Promotion über Pneumatische Konstruktionen 1972 thematisierte er die Gebäudehülle, die für ihn anstelle des Tragwerks die primäre Funktion eines Gebäudes übernimmt. Wichtige Inspiration dafür war Frei Otto mit seinen pneumatisch, durch Druckdifferenzen stabilisierten Membrantragwerken. Daraus entwickelte sich Herzogs lebenslange Suche nach bedarfsreduzierteren Lösungen. In Kooperation mit Institutionen aus benachbarten Disziplinen wie dem Fraunhofer Institut entwickelte er Hüllenkonstruktionen, in denen alle Subsysteme integriert sind, die flexibel reagieren und deren Energiehaushalt wie ein offenes System reguliert werden kann. So entstanden die Tonfassade, die transluzente Wärmedämmung, pflanzliche Verschattungselemente oder die kinetische Fassade. Zentrale Forschungen leistete er insbesondere in der architektonisch optimierten Nutzung von Sonnenenergie. Für die passive Nutzung kamen Übergangszonen wie Wintergärten und Atrien zum Einsatz, die er weiterentwickelte, um sie vor Überhitzung und direkter Einstrahlung zu schützen, dabei gleichzeitig viel Tageslicht hereinlassen. Für die aktive Nutzung mit Photovoltaikanlagen schuf er erstmals in Deutschland integrierte architektonische Lösungen.
Nach seiner prägenden Zeit in Kassel waren weitere Stationen seiner Laufbahn Darmstadt (1986–90) und München (1993–2006). Außerdem war er international als Gastprofessor tätig und forschte und entwickelte für die Europäische Kommission in Brüssel. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie zum Beispiel den Rompreis 1971 und den Mies-van-der-Rohe-Preis 1981. Als Architekt realisiert Herzog Bauten weltweit. Die Ausstellung fokussiert sich vor allem auf seine frühen werke, die in seiner Zeit in Kassel entstanden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert