Gernot Minke | Kuppelbau aus Stampflehm
Als zentraler Schwerpunkt des Forschungslabors entwickelte sich die Erforschung des Lehmbaus heraus. Allein in diesem Themenbereich erfolgten bis zum Jahr 2010 rund 30 verschiedene Forschungsprojekte und über 100 Lehmbaukurse für Externe mit über 2.200 Teilnehmern. In den jährlichen Kursen für Studierende sowie in den einwöchigen Einführungs- und Kompaktlehmbaukursen erlernten die Teilnehmenden durch handwerkliche und praxisorientierte Übungen den Umgang mit dem Baustoff. Am FEB entstanden für den heutigen Lehmbau ausschlaggebende Dissertationen und Forschungsprojekte, sowie wichtige Standardwerke.
Minke lernte die Lehmbauweise Mitte der 1970er Jahre in einem Forschungsfreisemester in den Vereinigten Staaten kennen. In Guatemala analysierte er die Auswirkungen des großen Erdbebens von 1976 auf diese Häuser. Daraus entstand die Idee einer erdbebensicheren bambusarmierten Stampflehmbauweise, die zusammen mit Studierenden aus Kassel und aus Guatemala 1978 beim Bau eines Prototyp-Wohnhauses in Guatemala angewendet wurden. Dies bedeutete für Gernot Minke den ersten Schritt in die Lehmbaupraxis.
Das 52 Quadratmeter große Haus wurde fast ausschließlich aus lokalen Baumaterialien erstellt, die Materialkosten betrugen lediglich 800 Dollar. Hier entstand zum ersten Mal eine massive Wandkonstruktion, die eine ausreichende Duktilität (Verformbarkeit) aufweist und in der Lage ist, die kinetische Energie von Erdbebenstößen abzubauen. Entscheidend für die Erdbebensicherheit der Konstruktion ist außerdem, dass das Dach auf Stützen ruht, die im Abstand von 50 Zentimeter von der Wand im Inneren des Gebäudes stehen. Somit können sich Dach und Wand im Falle eines Erdbebensunabhängig voneinander bewegen.