Gernot Minke I Strohballenbau

Autor*in: Alexander Stumm
Gernot Minke
Gernot Minke
Gernot Minke

In einem Workshop unter der Leitung von Gernot Minke und Dittmar Hecken mit Studierenden entstand im Jahr 2000 der erste Strohballenbau mit tragenden Wänden in Deutschland. Stroh ist ein preisgünstiges und regional erhältliches Nebenprodukt der Landwirtschaft. Die lasttragende Bauweise eignet sich für den Selbstbau, wodurch Baukosten reduziert werden können. Aufgrund baurechtlicher Hürden und Bedenken bezüglich des Brandverhaltens wird dieses Potenzial bislang aber nur in geringem Maße ausgeschöpft.

Für den 36 Quadratmeter großen, stützenfreien und nutzungsoffenen Raum kamen für den Selbstbau geeignete Baumaterialien zum Einsatz. Um die Dach Last gleichmäßig zu verteilen, entschied man sich für einen quadratischen Grundriss. Das Tragwerk des Daches bestand aus spiralförmig aufeinandergelegten Rundhölzern, welche in der Mitte ein Oberlicht bildeten. Fensteröffnungen an allen Ecken sorgen für natürliche Belichtung. Im ersten Schritt des Bauprozesses goss die Projektgruppe die Punktfundamente und legte darüber zwei Rundhölzer, die als Auflager für die Strohballenwände dienten. Zum Schutz vor Mäusen und Insekten wurden die Zwischenräume mit Holzbrettern verschlossen. Anschließend baute man die Fenster- und Türrahmen aus Holz auf und stabilisierte sie mithilfe von Diagonalstreben. Innerhalb von zwei Tagen errichte man die Wände aus Strohballen mit dem Ringbalken, der aus halbierten Rundhölzern bestand, und dem Fundament verspannt. Nach dem Aufbringen des Substrates für die geplante Dachbegrünung senkte sich das Dach um etwa 25 Zentimeter ab. Die Wände begannen sich auszubeulen und das Dach musste abgestützt werden. Grund dafür waren in erster Linie eine zu hohe Feuchtigkeit und eine zu geringe Dichte der Strohballen. Zur Fehlerbehebung wurde das Dach mithilfe von Gerüststützen und Wagenhebern stückweise angehoben und die Strohballen einzeln nachverdichtet. Der historisch wichtige Bau wurde im Zuge der documenta 14 abgerissen.

Text: Anna Strüber + Alexander Stumm

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert