Gernot Minke I Instrumente

Autor*in: Paul Fleckenstein + Alexander Stumm
Gernot Minke
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Neben der Entwicklung von Herstellungstechniken und den baulichen Lösungen entstanden im FEB, insbesondere mit Hilfe des versierten technischen Angestellten Frank Millies, zahlreiche arbeitserleichternde Geräte und Werkzeuge aus handelsüblichen beziehungsweise aus lediglich umgenutzten Utensilien. Dazu zählt der „Kompass“ für die Rotationslehre, eine Maschine für die Herstellung von extrudierten plastischen Lehmsträngen sowie der Vibrationsrüttler.

Die Rotationslehre dient dem Entwurf und der Herstellung statischer optimierter Kuppelgewölbe, die ohne Schalung konstruiert werden können. Die resultierenden Kräfte sollten in Mauerwerksmitte abgeleitet werden. Bei einem Tonnengewölbe ist die ideale Querschnittsform eine Kettenlinie, bei einer Kuppel ist diese jedoch mit keiner mathematisch definierten Kurve identisch. Mit einem speziellen Winkel, der auf einer Kurve gleitet, entwickelte das FEB ein Werkzeug, mit dem ohne handwerkliche Kenntnis das Mauern einer statisch optimierte Rotationskuppel möglich ist. Schicht für Schicht werden die ungebrannten Lehmsteine an den Winkel angelegt. 1987 entstand in diesem Verfahren der erste Kuppelbau auf dem Experimentiergelände, der bis heute dort steht. Später konnte das Verfahren für Wohnhäuser, Büros, Kindergärten und ein Gesundheitszentrum weiterentwickelt werden.

Ein von ihm häufig angewendetes Verfahren zur Herstellung von Lehmbauten ist das sogenannte Bauen mit extrudierten plastischen Lehmsträngen. Das Verfahren ermöglicht die Verwendung von Lehm zum Bau von Wänden und Kuppeln ohne Schalung oder Mörtel. Es fand 1982 auf dem Experimentiergelände erstmals Anwendung. Eine eigens hierfür entwickelte Maschine konnte bis zu drei Meter Lehmstrang pro Minute erstellen. Die Stränge wurden aufeinandergestapelt und die Fugen verstrichen. Das Verfahren hatte jedoch den Nachteil, dass bei einem Trockenschwindmaß von 30 Prozent sehr viele Risse entstanden.

Der mechanische Vibrationsrüttler wiederum half bei der schnellen Errichtung von sehr dichten Stampflehmwänden. Das handliche Gerät stampfte den Lehm direkt vor Ort in den Schalungswänden.

Text: Paul Fleckenstein + Alexander Stumm

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