Semesterprojekt Master: WiSe 2021/22
Institut für Urbane Entwicklungen

Am Ende der Stadt
Identität von ihren Rändern betrachtet

Ibrahim Klingeberg-Behr | Bastian Kuczera | Elisa Matthes | Julian Stötzer

Betreuerinnen Dr. Henriette Bertram und Dr. Wiebke Reinert

Siedlungsentwicklung von Bad Hersfeld 800-2006

Geschichte und Identität

Die Stadt Bad Hersfeld präsentiert sich in ihrer Selbstdarstellung als kultur- und geschichtsträchtige Stadt mit mittelalterlicher Tradition und bundesweit bedeutenden Festspielen. Jedoch deckt dieses Geschichtsbild nur einen kleinen Teil der umfangreichen Stadtgeschichte ab. Welche Identitäten bilden sich aus diesem Geschichtsbild und wo liegen die blinden Flecken? Welche Gruppen und Geschichten sind nicht Teil der “Großen Erzählung” und wo liegen die Ränder. Was können wir über die Stadtidentität sagen, wenn wir uns den Bereichen jenseits der Ränder zuwenden, die von der Mehrheit nicht mehr betrachtet werden? Welche Bedeutung diese Fragen für unsere fachliche Praxis haben, zeigt die folgende Darstellung der unterschiedlichen Maßstäbe, die an identitätsstiftende oder scheinbar unbedeutende Planungen gelegt werden.
Dies betrifft zum einen die Industrie, die im Zuge der Stadtentwicklung und des steigenden Flächenbedarfs zunehmend die Ränder der Stadt erweitert. Im Gegensatz zu dieser funktionalen Stadterweiterung markiert der politische und gesellschaftliche Umgang mit der Minderheit der Sinti durch den Siedlungsbau außerhalb der zentralen Wohnlagen einen bewussten Schritt zur Ansiedlung am Stadtrand.

Geschichte und Identität

Eine erste urkundliche Erwähnung Hersfelds findet im Jahr 736 statt. Zu dieser Zeit errichtet der Mönch Sturmius ein Kloster. Aufgrund von Gebietsstreitigkeiten mit dem nahegelegenen Kloster Fulda errichtete Lullus 769 n. Chr. ein Benediktinerkloster in Bad Hersfeld. Dieses Kloster stand ab dem Jahr 775 unter dem Schutz von Karl dem Großen. Dies machte das Kloster zur Reichsabtei, die direkt dem Papst unterstellt war (vgl.Braun 2003:23).
Aufgrund der hervorragenden geografischen Lage Hersfelds an der Via Regia, die eine bedeutende Handelsstraße im Mittelalter darstellte, bildet sich Hersfeld als Marktstandort weiter aus. Durch die starke Stellung als Marktort wurde Hersfeld 1170 erstmals als Stadt erwähnt. Hierbei stellten die Weber eine der wichtigsten Zünfte dar. Darauf aufbauend gelten diverse Ereignisse der Neuzeit als Grundlage für die spätere Entwicklung Hersfelds zum Zentrum der Textilindustrie in Deutschland, darunter beispielsweise die Errichtung zahlreicher Mühlen zur Faserverarbeitung.

Beginn der Industrialisierung

Die Textilindustrie

Die Abtragung der Stadtbefestigung, die infolge einer anhaltenden Friedensphase an Bedeutung verlor, markiert einen Umbruch in der Stadtgeschichte, ausgelöst durch die einsetzende Industrialisierung, den steigenden Flächenbedarf und eine zunehmende Ausdehnung ins Umland. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war die wachsende Hersfelder Textilindustrie, die durch mehrere Innovationen begünstigt wurde. Die Einführung des ersten mechanischen Webstuhls 1843 sowie der Einsatz der Dampfmaschine ab 1853 führten dazu, dass die Tuchmanufakturen zunehmend ausserhalb der ehemaligen Stadtmauern produzierten. So kam es zu einem deutlichen Bevölkerungsanstieg: Im Zeitraum 1895 bis 1913 stieg die Einwohnerzahl von 7.413 auf 10.237 (vgl. Braasch-Schwersmann 2007:45). Ein weiterer wichtiger Industriezweig dieser Zeit war der Maschinenbau, der sich zunächst an der Textilindustrie orientierte und bald darüber hinaus an wirtschaftlicher Bedeutung gewann.

Die Maschinenbauindustrie

Neben der langen Historie der Textilindustrie war, während der Industrialisierung, die Entwicklung und Produktion von Maschinen eine wichtige Stütze der Hersfelder Industrielandschaft und des Gewerbes. Während dem Hochpunkt der Industrialisierung arbeiteten zwischenzeitlich mehr als 5000 Arbeitende in der Hersfelder Industrie, 3000 davon allein in Betrieben, die sich auf die Herstellung und Produktion von Maschinen spezialisiert hatten. Entsprechend der herausragenden Bedeutung der Textilindustrie für die Stadt waren auch die ersten Maschinen, die in Bad Hersfeld produziert wurden, Textilmaschinen (vgl.Braun 2003:66).

Mit der sich verstetigenden Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und den veränderten Anforderungen an Maschinen änderte sich auch die Produktpalette der Hersfelder Maschinenbauer. Zunehmend wurden Haushaltsgeräte entwickelt, die den steigenden Konsum der Gesellschaft in Deutschland und Europa bedienten. Während der unmittelbaren Kriegsjahre liefen Wirtschaft und Industrie in eingeschränkter Form fort. Aufgrund zahlreicher Militäraufträge im Bereich der Textil- und Maschinenbauindustrie erzielten diese Wirtschaftszweige sogar zusätzliche Profite. Eine weitere Überschneidung zwischen Industrie und Kriegsgeschehen zeigt das Beispiel der Kasernengebäude “An der Warth”, die zunächst auf dem Land der Firma Braun als Arbeitersiedlungen um 1934 errichtet wurden. Nach der Fertigstellung 1936 wurden diese von der Wehrmacht bezogen. Sie gelten als Ursprung bzw. städtebaulicher Grundstein für den späteren Stadtteil Hohe Luft. Die Industrieproduktion änderte sich mit der Nachkriegszeit. Während eine allmähliche Erholung für zahlreiche Unternehmen einsetzte und diese bis in die späten 1960er Jahre anhielt, näherte sich diese Phase einem Ende.

Während der Nachkriegszeit 

Die Nachkriegsjahre stellten für die Stadt Hersfeld eine Herausforderung aufgrund der großen Wohnungsnot und dem hohen Zustrom an Vertriebenen dar. Die Folgejahre sind deshalb durch einen Bauboom geprägt. Zahlreiche Wohngebiet wie der Zellersgrund und die Eichhofsiedlung entstehen. Ebenfalls in die Nachkriegszeit fällt die Rückkehr der Sinti nach Vertreibung und Völkermord in ihre Heimat Bad Hersfeld und die Suche nach einem neuen Wohnstandort. Diese Suche erwies sich als problematisch, aufgrund zahlreicher Beschwerden und Konflikten innerhalb der Stadtgesellschaft. Letztlich führte das innerhalb weniger Jahre zu mehreren Wechseln der Wohnstandorte, in unvorteilhaften Stadtrandgebieten.

EXKURS

Sinti-Siedlung

Seit 1945 die überlebenden Sinti aus den Konzentrationslagern zurück in ihre Heimat kamen, sah sich die Stadtgesellschaft in Bad Hersfeld nicht in der Lage, ihnen angemessenen Wohnraum zu bieten. Auf Grund des Rassismus in der Gesellschaft war es den Sinti nicht möglich eine Anstellung oder Wohnung zu bekommen, so dass sie den kommunalen Sozialsystemen voll ausgeliefert waren. Zunächst wurden die Sinti in einer Senke, ca. 2 km Luftlinie vom Stadtzentrum, in Holzbaracken neben einer Mülldeponie untergebracht. Als die Stadt aber immer näher heranrückte und die Presse 1979 bundesweit über die katastrophalen Lebensbedingungen berichtete, musste eine neue Lösung her. Aber welche Kriterien legt man einer Neuplanung zugrunde, wie vermittelt man das der Bevölkerung und wenn soll man beteiligen?

In einem über 15 Jahre währenden Prozess, der maßgeblich von Parteipolitik und rassistisch motivierten Protesten möglicher Anwohner:innen geprägt ist, entstehen zwei neue Wohnquartiere für die in Hersfeld lebenden Sinti. Die Wohnungen entsprechen den Standards des sozialen Wohnungsbaus, erfüllen aber noch heute als ethisch geschlossene Siedlungen im Gewerbegebiet, unmittelbar an der Autobahn, in der äußersten Peripherie, alle Kriterien eines Ghettos.

Hier wird deutlich, was es bedeuten kann, wenn sich die Planung an den Interessen der Mehrheit orientiert und an welche Grenzen Demokratie, Beteiligung und rationale Planung gelangen, wenn sie in einem rassistischen Gedankengebäude gefangen sind. Die Erignisse aus den 70er und 80er Jahren

 

Entwicklung der unterschiedlichen Wohnstandorte für Sinti in Bad Hersfeld

Kistnersgrund

Offiziell als Notunterkunft für Obdachlose errichtet war der Kistnersgrund über lange Jahre der Ort, an dem sich Sinti in Bad Hersfeld niederlassen durften. 40 Jahre lebten hier Familien unter den katastrophalsten Wohnbedingungen. Die ab 1958 errichteten einfachen Steinhäuser, hatten lediglich einen Ofen und waren im Winter nur zum Teil benutzbar. Den Rest des Jahres verursachten Schimmel und Feuchtigkeit Krankheiten bei den Kindern. Ebenfalls ansteckend waren die viel zu wenigen Gemeinschaftstoiletten, die noch 1980 zu einem Ausbruch von Hepatitis herbeiführten. Neben der ungenügenden Baustruktur führte die angrenzende Mülldeponie zu einer Umweltbelastung. Wie stark die Belastung durch das fortwährende Verbrenn des Hausmülls war, lässt sich heute nicht mehr Sagen, aber Bericht über eine massive Rattenplage, die ihren Unterschlupf in der Deponie hatten, sind erhalt. 1986 stellt ein Gutachten fest, das aus der, zu diesem Zeitpunkt schon abgedeckten Deponie Methan in explosiver Konzentration austritt. Dies stellt das Ende der, maßgeblich von der SPD vorangetrieben Pläne dar, den Kistnersgrund zu renovieren, oder die Gebäude an gleicher Stelle neu zu errichten.

1) Kistnersgrund mit Blick auf den Stadtteil Hohe Luft, 1959er Jahre; Stadtarchiv Bad Hersfeld. 2+3) Kistnersgrund, 1986; Dieter Schenk.

Schlosserstraße, 2022; I. Klingeberg-Behr.

Dreher- und Schlosserstraße

Zwei Straßen im Stadtteil Hohe Luft, die in direkter Nähe zum Kistnersgrund liegen. Hier lebten, auf Initiative der SPD seit Anfang der 1970er einige Sinti-Familien in Sozialwohnungen der Stadt, um die Situation im Kistnersgrund zu entlasten. Die übrigen Bewohner:innen empfanden Anwesenheit der Sinti als Zumutung und die Stimmung im Stadtteil spitzt sich zu. 1977 gewinnt die CDU den Wahlkampf unteranderem mit dem Versprechen, „daß die Zigeuner aus der Hohen Luft Verschwinden“. (Gerth, et al. 1979: 203) und verhängt einen Zuzugstop für Sinti, freiwerdende Wohnungen werden nicht wieder vergeben und Familien, die von Obdachlosigkeit bedroht sind, werden im Kistnersgrund untergebracht.

Haunewiesen

27 einfachste Bungalows mit Satteldach, Parkplatz vorm Haus und Parzelle für Gemüse sind der bürgerlich Versuch von CDU und Freier Wählergemeinschaft, Privateigentum und Selbstverantwortung mit den vermeintlich „fremden Lebensgewohnheiten“ zu mischen. Eine soziale Betreuung oder Gemeinwesenarbeit fand zu Beginn unzureichend statt und ist schon seit Jahrzehnten eingestellt. Ursprünglich sollte dies nur der erste Bauabschnitt (Haune I) sein. Haune II wurde nie realisiert, da sich die potentiellen Bewohner:innen dagegen wehrten in ethnisch homogenen Siedlungen am Rande der Stadt untergebracht zu werden. Zur Errichtung, Anfang der 1980er Jahre war das Baugebiet unmittelbar an der Grenze zur Nachbargemeinde Hauneck hinter der Autobahn, hinter den Kasernen der US Army und des Bundesgrenzschutz im Überflutungsgebiet der Haune die äußerste Peripherie. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mit dem Ausbau der Autobahn und der Bundesstraße siedelten sich in unmittelbarer Nachbarschaft Amazon und weiter Logistiker an und ein Autohof wurde errichtet, so das die Siedlung ständig von Lastwagen umgeben ist.

1+2) Haunewiesen, 1987; Dieter Schenk. 3) Haunewiesen, 2022; I. Klingeberg-Behr.

Untere Kühnbach

6 Mehrfamilienhäuser, ursprünglich als Wohnungen für Mitarbeiter des benachbarten BGS (der heutige Standort des Amazon Lagers) errichtet, werden 4 Häuser seit 1986 von der Stadt für die Sinti angemietet. Die übrigen Bewohner:innen sind unter Protest ausgezogen. Die leerstehenden Gebäude wurden von der Stadt unter anderem für die Unterbringung von Asylbewerbern, Flüchtlingen und Obdachlosen genutzt.

1) Untere Kühnbach, Anwohner:innen versammeln sich zu einem spontanen Protest; Hersfelder Zeitung, 11.06.1986. 2) Untere Kühnbach, 2022; I. Klingeberg-Behr.

Rückgang der Textilindustrie im ehemaligen Zonenrandgebiet

Die Auswirkungen der Liberalisierung des Handels sowie steigende Auslandsimporte führten schrittweise zur Minderung der Konkurrenzfähigkeit und läuteten das Ende der Textilindustrie ab 1955 ein (vgl. Rauche 1982: 151). Leerstehende Fabrikgebäude, die Lage der Stadt im damaligen Randzonengebiet und infrastrukturelle Eingriffe, darunter beispielsweise die Neustrukturierung des Straßennetzes, sorgten in dieser Zeit für eine schrittweise Veränderung der Industrie- und Gewerbestruktur. Der letzte große Textilbetrieb Ad. Wever schloss endgültig im Jahr 2006, aufgrund fehlender Aufträge.

Aufschwung & Umorientierung nach der Wiedervereinigung

Die Wiedervereinigung markiert den Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs in Bad Hersfeld und dem gesamten Landkreis. So entwickelte sich die Stadt ab 1990 zur „Logistik-Drehscheibe Deutschlands“ (Osthessen News 2003; vgl. Braasch-Schwersmann 2007: 32). Ausschlaggebend hierfür sind die verkehrsgünstige Lage und die vorteilhafte Anbindung der Stadt an das Fernstraßen- und Schienennetz, die besonders den Logistikunternehmen einen Zeitvorteil von bis zu vier Stunden - den sogenannten „Plus-4-Faktor“ - verschaffen (Stadt Bad Hersfeld o.J.). Zu den bedeutendsten Branchen in Stadt und Region gehören gegenwärtig neben der Logistik die Elektronik, Automation, der Maschinenbau und das Gesundheitswirtschaft.

1) Karte bedeutender Orte der Industriegeschichte
2) Karte der geprüften Standorte für eine Wohnsiedlung für Sinti in Hersfeld

Zusammenfassende Erkenntnis

Bad Hersfeld blickt auf eine abwechslungsreiche industrielle Vergangenheit zurück. Infolge der Entwicklung zu einem bekannten Standort der Textilindustrie, siedelten sich zahlreiche Unternehmen und Betriebe an. Zu den bedeutendsten zählen die Firmen von Braun, Rechberg und Wever. Innerhalb der öffentlichen Wahrnehmung nimmt dieser Zeitabschnitt jedoch nur einen kleinen Teil ein, da sich die Aufmerksamkeit besonders auf die historischen und kulturellen Bezugspunkte, wie die Klostergründung und die Festspiele, richtet (vgl. Gesprächsprotokoll 09.11.2021). Auch das lokale Stadtmarketing geht Hand in Hand mit dieser thematischen Ausrichtung, dessen Inhalte die Rolle der Kur-, Erholungs- und Festspielstadt bestätigen und fortführen. Dagegen ist die Industriestadt, die sich einst an den Rändern des mittelalterlichen Stadtkerns entwickelte, bis heute ein untergeordneter Abschnitt in der Erinnerung und Aufarbeitung der Stadtgeschichte sowie ihrer Identität. Lediglich anhand einzelner Fragmente innerhalb des Stadtbildes lassen sich heutzutage Rückschlüsse auf die Bedeutung der Industrie für die Stadtentwicklung ziehen.
Deutlich mehr Aufmerksamkeit erzielt hingegen die florierende Logistikbranche in Bad Hersfeld, einem besonders nachgefragten Standort, die eine wichtige Ergänzung zur medialen Außendarstellung bedeutet. Die wachsende Ausrichtung des Logistik- und Dienstleistungsgewerbes in Bad Hersfeld in den vergangenen Jahrzehnten markiert einen Umbruch in der Entwicklung von Industrie und Gewerbe. Anstelle der Produktion und Herstellung von Textilien stellen nun Logistik und Versandhandel einen bedeutenden Bestandteil in der städtischen Wirtschaftsstruktur dar. Ähnlich wie die Nähe zu mittelalterlichen Handelswegen, wie der Via Regia, ist nun die Anbindung an das Fernstraßennetz ein ausschlaggebender Standortvorteil für die Stadt Bad Hersfeld. Damit ist eine weitere Veränderung der Industriegeschichte erfolgt, die mit der zunehmenden Diversifizierung der Wirtschaftsstrukturen einhergeht.

Die “Siedlungsgeschichte” der Sinti in unsere jüngeren Vergangenheit ist wohl noch weniger als die Industriegeschicht kein Teil des kolelktiven Gedechtnisses, wenngleich es für viele Menschen noch in ihrer individuellen Erinnerung vorhande ist. Auch die Standorte der beiden, heute noch existierende Siedlunge Hanuewiesen und Untere Kühnbach sind allgemein bekannt aber kaum beachtet. Diese Form der Vergessens und Verdrängens ist Symptomatisch für eine Stadtgesellschaft, die größten Wert auf ihre Außenwahrnehmung legt und und innere Konflikte vermeidet. Als Ausdruck dieser Haltung lässt sich der Planungsansatz verstehen, alle “unangenehmen” Planungsaufgaben, wie Infrastruktur (Autobahn/Bundesstraßen), Industrie und eben die Unterbringung der Sinti an die Ränder der Stadt zu schieben. Hier zeigt sich auch welchen Stellenwert Menschen in der Planung haben, wenn sie nicht als vollwertige Bürger:innen angesehen werde.

Die Stadtidentität von Bad Hersfeld zeichnet sich durch eine selektive Rezeption der Geschichte aus, die besonders unliebsame oder scheinbar unansehnliche Aspekte ausgeklammert und auch ihre Präsenz im heutigen Stadtraum ignoriert. Dies wird nicht zuletzt durch das Planungsprinzip begünstigt, unerwünschtes in die Peripherie zu verdrängen.

Quellen

Braasch-Schwersmann, U. (2007): Hessischer Städteatlas Bad Hersfeld. Textheft, Lieferung I, 2. Marburg.

Braun, P. (2003): Die Hersfelder Textilindustrie: Vergangenheit und Gegenwart; Tuche; Leinwand; Seile; Teppiche; Stoffe; Filamente. Verein für für hessische Geschichte und Landeskunde e.V Kassel 1834, Zweigverein Bad Hersfeld.

Von Pfister, F. (1840): Tuchrahmen umgeben die Stadt. In: König, Y.-E.; Wiegand, T. (1998): Bad Hersfeld – Ein Lesebuch. Husum Verlag.


Unbekannt o.J.: Die Wollentuchfabrikation der Stadt Hersfeld bis zum Jahr (1845). In: König, Y.-E.; Wiegand, T. (1998): Bad Hersfeld – Ein Lesebuch. Husum Verlag.


Rauche, B. (1982): „Sinuskurven“ in der Industrie. In: König, Y.-E.; Wiegand, T. (1998): Bad Hersfeld – Ein Lesebuch. Husum Verlag.


Stadt Bad Hersfeld o.J.: Der zentrale Erfolgsstandort mit Plus-4-Faktor. Verfügbar: https://www.plus-4-faktor.de/logistik (Zugriff: 2022-02-05)


Gerth, E.; Gronemeyer, R.; Henkes, F.: "So wurde vorgeschlagen, das Lager mit Stacheldraht zu umzäunen". Zigeuner in einer deutschen Kleinstadt; in: Zülch, T. (1979): In Auschwitz vergast, bis heute vergessen : Zur Situation der Roma (Zigeuner) in Deutschland und Europa; Rowolt.

Zeitungsartikel
(Ohne Name) (2003). POSCH: Kreis wurde Logistik-Drehscheibe für Deutschland. Osthessen News. Verfügbar: https://osthessen-news.de/n3126/bad-hersfeld-posch-kreis-wurde-logistik-drehscheibe-f%C3%BCr-deutschland.html (Zugriff: 2022-02-05)

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