Friederike Apel, Ben Best, Sofie Bock, Linus Braun, Matti Busch, Christine Elert, Leander Feiertag, Lisa Marie Kiethe, Sina Kupillas, Finnja Koch, Maria Michel, Johannes Paul Gerhard Naser, Viet Hoang Nguyen, Lukas Schirowski, Anton Schuchert, Birk Sebastian Schwarzer, Eric Seitel, Katharina Stehl, Leo Staab, Fiona Vaupel, Julia Charlotte Marie Webersinn, Stefan Weissflog, Jan Winneknecht
In Spanien hinterließen der Bürgerkrieg (1936-1939) und die darauffolgende Franco-Diktatur (1939-1975) tiefgreifende Spuren in der Gesellschaft und städtebauliche Produkte, die heute das Bild von zahlreichen Städten und Regionen prägen. Die Deutung dieses Kapitels der spanischen Geschichte und der Umgang mit dem damit zusammenhängenden unbequemen Erbe sind heute Gegenstand einer heftigen politischen Auseinandersetzung. In kaum einem anderen europäischen Land hat sich die Politik in den letzten zwei Jahrzehnten so intensiv mit dem Erbe einer Diktatur auseinandergesetzt wie in Spanien. Zwei Produkte dieses – durchaus umstrittenen – Prozesses bilden das Gesetz zur historischen Erinnerung (2007) und das Gesetz zur demokratischen Erinnerung (2022). Heute prägen die ungeheure städtebauliche Hinterlassenschaft der Franco-Zeit und die Spuren der langen Belagerung während des Bürgerkrieges das Bild der Hauptstadt Madrid wesentlich. Deren Deutung ist Gegenstand lebhafter politischer Debatten, auf lokaler sowie auf nationaler Ebene.
Im Rahmen der Exkursion haben wir Orte und städtebauliche Produkte besucht, die als „unbequemes Erbe“ der Franco-Diktatur (1939-1975) wahrgenommen werden. Dazu zählen Erinnerungsorte der Auseinandersetzungen im Bürgerkrieg, etwa die Universitätsstadt, aber auch die gebauten Symbole der Franco-Diktatur, allen voran die Kultstätte im Tal der Gefallenen (Valle de los Caídos) – heute Tal von Cuelgamuros – und der Siegesbogen (Arco de la Victoria). Die Erkundung von weiteren städtebaulichen Produkten, die selten in Zusammenhang mit dem Franquismus gebracht werden, allen voran einige Wohnquartiere, verdeutlichte die Komplexität der Städtebaupolitik der Diktatur.
Des Weiteren wurden Gespräche und Diskussionen mit KommunalpolitikerInnen, Aktivisten und WissenschaftlerInnen vor Ort geführt, die in den letzten Jahren an der Auseinandersetzung um einen Umgang mit diesem unbequemen Erbe beteiligt waren.
Bei der Diskussion um die Diktaturen des 20. Jahrhunderts herrscht heute noch – bei uns in Deutschland sowie im europäischen Ausland – eine nationale Perspektive. Vor diesem Hintergrund stellte die Erfahrung in Madrid eine Möglichkeit dar, um unsere Perspektive auf das unbequeme Erbe des 20. Jahrhunderts zu erweitern, schließlich zu europäisieren.