: SoSe 2020

Vorderer Westen

Freiberufler

Hallo, ich bin Eduardo Fonseca,

ich bin Architekt und wohne in der Elfbuchenstraße. Hier wohne ich mit meiner Freundin und unserer vierjährigen Tochter in einer Maisonettewohnung. Wir haben uns damals in meinem Auslandssemester an der Universität Kassel kennengelernt. Früher war unsere Wohnung die WG meiner Freundin. Als jedoch alle anderen nach dem Studium weggezogen sind, bin ich nach Kassel gekommen und wir haben sie für uns genutzt. Dies habe ich auch bei vielen anderen gesehen 1.

Nr. 1

Nr. 2

Unsere Wohnung dient nicht nur als Wohnung, sondern auch als mein Büro. In meiner Anfangszeit habe ich ein Ladengeschäft im Vorderen Westen betrieben, aber da ich in meiner Arbeit weniger auf Laufkundschaft angewiesen bin, konnte sich dies finanziell nicht halten. Außerdem haben die Passant*innen mich die ganze Zeit bei der Arbeit gestört 2.

Meine Arbeit beschränkt sich nicht auf Kassel, da meine Kundschaft sich in Deutschland und Europa befindet 5. Daher kann ich wohnen, wo ich möchte. Kassel ist ideal, weil es sehr zentral in Deutschland liegt und mit dem Frankfurter Flughafen kann ich auch mal am Wochenende meine Eltern in Lissabon besuchen. Die Mieten sind hier vergleichsweise bezahlbar. Was mir auch sehr gut gefällt, ist, dass man bei Kassels Größe mit dem Fahrrad überall schnell hinkommen kann 3.

Nr. 3

Nr. 4

Für mich ist der Vordere Westen ideal zum Arbeiten und Wohnen. Hier findet sich ein großes Angebot und eine hohe Dichte an Läden, Restaurants und Cafés. Der Supermarkt ist direkt um die Ecke und was man sonst noch so braucht, gibt’s an der Friedrich-Ebert-Straße. Unsere Wochenenden verbringen wir gerne in der Sonne auf der Terrasse von unserem Stammcafé. Wir gehen immer mit unserem Labrador Ludwig im Bergpark oder Tannenwäldchen spazieren 3.

Es war hier aber nicht immer schon so lebendig. Ich bin selbst überrascht, was sich alles in den letzten fünfzehn Jahren verändert hat. Es war aber ein schleichender Prozess. Die ehemaligen Studentenwohnungen und Mietwohnungen wurden von privaten Investoren renoviert und als Eigentumswohnungen verkauft (meine Schwiegereltern haben unsere Wohnung auch für uns gekauft). Jetzt ist es hier viel bürgerlicher und gesetzter. Wir sehen, dass daher auch viele andere Familien hergezogen sind und das Viertel durchmischter geworden ist. Ich finde die Bestrebungen der Stadt, den Vorderen Westen lebenswerter und schöner zu gestalten, sehr gelungen 4.

Nr. 5

Nr. 6

Ich erinnere mich, dass es früher viele traditionsreiche Läden gab, die jedoch durch einen Generationswechsel aufgegeben wurden. Dadurch konnten wir Architekt*innen Büros eröffnen. Aus diesen sind neuerdings jedoch Ateliers und Kunstläden geworden, die eher zu einer hochwertigeren kulturellen Szene gehören und auf den Verkauf ausgerichtet sind 4.

Als Freiberufler*in hat man nie richtig Feierabend, da sehr viel Zeit in die Netzwerkarbeit investiert werden muss. Meine beruflichen Kontakte kommen aus aller Welt, aber den Leuten und anderen Kreativen aus der Nachbarschaft begegne ich auf Quartierfest und -rundgang. Außerdem bin ich ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Über den lokalen Fotografieverein bin ich in dieser Szene vernetzt. Nicht selten entstehen daraus sogar gemeinsame Projekte 5. Von dem, was darüber hinaus in Kassel passiert, bekomme ich wenig mit (mit Ausnahme der documenta) und ich würde sagen, dass wir uns doch vor allem mit dem Vorderen Westen identifizieren 1.

Nr. 7 (Benny Götte, online: https://quartierfest.de/wp-content/uploads/2018/08/quartierfest-kassel01.jpg)

Nr. 8

Beruflich brauche ich keine Unterstützung von der Stadt. Aber es freut mich sehr zu sehen, wie kulturelle Projekte von Vereinen im Quartier gefördert werden und wie leicht die Kommunikation mit der Stadt dort ist. Die Finanzierung ist für die meisten Teilmärkte nicht das Problem, sondern der Mangel an Räumlichkeiten. Da könnte die Stadt noch handeln 6.

Ladenbesitzerin

Guten Tag, ich bin Denise Hof,

ich besitze ein kleines Geschäft direkt an der Friedrich-Ebert-Straße im Vorderen Westen. Ursprünglich komme ich aus einem kleinen Dorf in Südhessen und bin für das Studium an die Kunsthochschule nach Kassel gezogen. Das ist jetzt aber auch schon zwanzig Jahre her 1. Seither wohne ich in einem schönen Altbau im Vorderen Westen und als sich kurz nach dem Studium die Möglichkeit ergab, habe ich im Erdgeschoss einen Laden angemietet. Der frühere Mieter ging in Rente und schloss seinen Antiquitätenladen. Aufgrund der günstigen Miete konnte ich mir das direkt leisten 4.

Nr. 9

Nr. 10

Ich bin immer noch froh im Vorderen Westen zu wohnen und woanders könnte ich es mir nicht vorstellen. Hier tobt das Leben. Das Angebot und die Dichte an Restaurants und Cafés finde ich großartig2. Ich verbringe gerne viel Zeit im Grünen und von hier aus bin ich in wenigen Gehminuten in der Goetheanlage, im Tannenwäldchen, im Stadthallengarten, im Aschrottpark und im Bergpark. Außerdem habe ich kein Auto und komme mit der Straßenbahn schnell zum Bahnhof und in die Innenstadt. Auch wenn ich den Stadtteil fast nie verlassen muss (will), da es hier alles gibt, was man zum Leben und für den Alltag braucht. Einzig die Fahrradwege sollten noch verbessert werden3.

Es hat sich, seitdem ich hier wohne, einiges getan. Die Friedrich-Ebert-Straße und Goethestraße wurden umgestaltet, die Straßenbahnlinie wurde ausgebaut, die Samuel-Beckett-Anlage wurde errichtet und andere Brachen wurden entwickelt4. Dies hatte Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Viertels. Ich merke zum Beispiel, wie sich meine Freunde aus anderen Stadtteilen jetzt gerne auf einen Latte Macchiato bei uns im Viertel treffen. Diese neue Beliebtheit hat natürlich dazu geführt, dass ein anderes - kaufkräftigeres - Klientel sich hier aufhält, das sich für diese Art von Angebot interessiert. Die Preise in den Geschäften und in der Gastronomie haben sich erhöht. Da es jedoch keine Erhöhung der Mieten gab, ist das Viertel immer noch durchmischt und sehr offen in der Einstellung und ich somit wie viele andere auch mein Geschäft behalten konnte2.

Nr. 11

Nr. 12

Neben dem Verkauf von spezialisiertem Kunsthandwerk organisiere ich in meinem Laden Ausstellungen. Er hat sich als eine Art Treffpunkt etabliert. In der Kasseler Kunstszene genießt mein Laden große Bekanntheit und ich komme mit den vielen Anfragen gar nicht hinterher. Dies sind nicht nur Künstler*innen aus der Stadt, sondern aus der ganzen Welt. Ich glaube, dass diese ohne die documenta nicht selber nach Kassel kommen würden. Ohnehin schafft die documenta für uns mehr Sichtbarkeit. Am Anfang musste ich noch ganz aktiv Netzwerkarbeit betreiben, aber inzwischen läuft es eher automatisch nebenbei, da ich schon viele aus der Szene kenne 5.

Das Schöne an Kassel ist die überschaubare Größe. Ich stehe mit vielen anderen Einzelhändler*innen aus dem Viertel in Kontakt. Zusammen haben wir schon viele Aktionen und Projekte, wie das Quartiersfest auf die Beine gestellt2. Ich habe aber den Eindruck, dass die Stadt sich eher um Kunstschaffende als um die Kreativwirtschaft kümmert. Ich wüsste zum Beispiel nicht, ob es für uns irgendwelche Fördermitteln gibt. Aber ich muss gestehen, dass ich nicht direkt mit dem Amt in Kontakt stehe. Ich hoffe, dass die Stadt in Zukunft mehr Strukturen für den Nachwuchs fördert und Kultur für alle zugänglich macht6.

Nr. 13 (Benny Götte, https://quartierfest.de/wp-content/uploads/2018/08/quartierfest-kassel03-1204x800.jpg)

1 Akteursstruktur: 

Der Vordere Westen ist kein homogener Stadtteil und stereotypische Akteur*innen gibt es hier genauso wenig wie anderswo. Dennoch lassen sich einige Sachen identifizieren, die die Kultur- und Kreativschaffenden gemeinsam haben. Im Falle, dass sie sich gegenseitig widersprechen, was zwangsläufig teilweise vorkommt, beleuchten wir beide Positionen.

Die Akteur*innen, die für ein Interview selektiert wurden, stehen stellvertretend für viele Kreative aus dem Stadtteil. Mit einem überdurchschnittlich hohen Frauenanteil und einer etwas älteren Bevölkerung als beispielsweise im Schillerviertel, sind die Kreativen meist bereits in einem fortgeschritteneren Stadium ihrer Karriere.

Sie legen dar, wie sie oft schon in der Studienzeit oder kurz darauf in das Viertel gezogen und aufgrund der hohen Lebensqualität – insbesondere der urbane Lebensstil mit großem Angebot und kurzen Wegen wird geschätzt – geblieben sind. Eine Interviewpartnerin erzählte, dass sie vor ein paar Jahren in ein anderes Quartier gezogen ist und es kurz darauf bereute. [A3]

Aber während ein Teil das Quartier verlassen hat, haben die, die geblieben sind, um sich herum einen sozialräumlichen Strukturwandel wahrnehmen können. Mehr Wohnungseigentum hat einerseits zu weniger Fluktuation im Viertel geführt, andererseits aber Wohngemeinschaften durch wohlhabende Familien ersetzt.

Jetzt wird die Bewohner*innenstruktur mit Wörtern wie „bürgerlich“ oder „gesetzt“ umschrieben. Außerdem seien die Menschen offener als in anderen Stadtteilen. Auch wenn sich die Aufbruchstimmung von vor gut zwanzig Jahren gelegt hat, fühlen sich die Interviewpartner*innen bei der heutigen Lage ganz wohl. Sie haben auch nicht (mehr) das Bedürfnis, aktiv an Stadtentwicklung beteiligt zu werden.

Alle Befragten, die im Quartier wohnen, identifizierten sich eher mit dem Vorderen Westen als mit Kassel.

 

2 Wohnqualitäten:

Der Vordere Westen wird von den Akteur*innen als ein „sehr angenehmes“ [A1] Quartier und als „Idylle“ [A3] beschrieben. Für viele ist diese spezielle Atmosphäre auch der Grund, warum sie in den Vorderen Westen ziehen und dort sowohl für eine lange Zeit wohnen als auch arbeiten. Das Viertel wird von ihnen als ihre Heimat beschrieben und von ihnen wertgeschätzt. Das belebte aber auch ruhige Viertel ist unter anderem durch seine Altbauten, die Friedrich-Ebert-Straße als Flaniermeile und durch die vielen tollen individuellen, einzigartigen, inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften, die auch mit schönem Handwerk verknüpft sind, geprägt ist. Es wird viel auf Qualität anstatt auf Quantität gesetzt. Dies hat sich jedoch erst im letzten Jahrzehnt mithilfe von Förderprogrammen entwickelt. Zur Atmosphäre tragen auch die Bewohner*innen und Nachbar*innen bei, die als eher offen, wohlhabender und durchmischt beschrieben werden. Weshalb im Vorderen Westen genau das spezielle Publikum und die Nachfrage vorhanden ist, die zu dem Angebot der Läden und Gastronomie des Vorderen Westens passen. Viele Leute halten sich dort in ihrer Freizeit gerne länger auf. Auch was die Kultur angeht ist das Viertel durch Galerien, Kunstläden und Ateliers sehr lebendig, auch wenn es wenig Alternativkultur gibt. Es sind weniger junge Künstler*innen als die etablierten und älteren Kreativen dort ansässig. Verschiedene Veranstaltungen und Projekte von Kreativschaffenden oder Einzelhändler*innen, die sich für Synergieeffekte zusammenschließen, finden dort statt. Bei diesen trifft man sich und lernt viele Menschen des Viertels kennen. Eine Bewohnerin beschreibt den Vorderen Westen als „Ensemble zum Wohlfühlen“ [A3].

 

3 Standortvorteile vom Quartier:

Der Vordere Westen bietet viele Anreize, die für ihn als einen beliebten Wohn-, Lebens- und Arbeitsstandort in Kassel sprechen. Zum einen wird seine Lage und Anbindung von vielen Akteur*innen wertgeschätzt. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad kann man schnell andere Viertel erreichen und hat überall hin kurze Wege. Bei letzterem wünscht man sich jedoch eine Verbesserung der Infrastruktur. Auch ein dichtes Netz an Straßenbahnhaltestellen findet man hier, wodurch man schnell zum nahegelegenen Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe fahren kann. Das Angebot und die Dichte an Gastronomie, das sowohl in der Freizeit aber auch für das Geschäft genutzt wird, wird auch gelobt. Die verschiedenen Grünanlagen und die Nähe zum Wald und Bergpark Wilhelmshöhe sind wichtige Aspekte für seine Bewohner*innen. Ein weiterer relevanter Faktor sind die verschiedenen Hotels und Jugendherbergen, die vor allem zu Zeiten der documenta viele Kund*innen, Publikum und nationale oder internationale Künstler*innen für die Kreativen in den Vorderen Westen bringen. Für Kreativschaffende eignet sich das Viertel auch aufgrund der vielen Auftraggeber*innen. Jedoch fehlt ein allgemeiner kultureller Treffpunkt. Der Vordere Westen bietet für viele fast alles, was man zum Leben und für den Alltag braucht. „Das Leben im Vorderen Westen ist nicht zu vergleichen.“ [A3] 

 

4 Quartiersentwicklung: 

Viele unserer Interviewpartner*innen konnten durch ihre langjährige Tätigkeit (z.T. über zwanzig Jahre) im Vorderen Westen eine Entwicklung des Stadtteils feststellen. Anfang der 1980er und 1990er Jahre wurde der Stadtteil als ein niedrigpreisiger Wohn- und Arbeitsstandort wahrgenommen. Bewohner*innen waren vor allem junge Leute und Studierende, die hier in “besetzten Häusern” und WGs gewohnt haben [A4]. Zu dieser Zeit fand viel Pionierarbeit u.a. durch studentische Projekte statt, die mit einzelnen Immobilien experimentiert und diese künstlerisch bespielt haben. Dadurch ist eine vielfältige Struktur aus kleineren Läden und Arbeitsräumen im Quartier entstanden.

Auch heute gibt es viele Kunstläden, Galerien und Ateliers im Vorderen Westen. Die allgemeine Wahrnehmung weist aber daraufhin, dass sich die Akteursstruktur dieser kreativen Macher*innen geändert hat. Vieles wird als etwas hochwertiger, professioneller aber auch kommerzieller wahrgenommen als damals. Es fanden große Umgestaltungsprozesse an der Goethestraße, am Bebelplatz und an der Friedrich-Ebert-Straße statt, um nur die Größten zu nennen. Sie werden aber nicht als Zäsuren in der Stadtentwicklung empfunden. Vielmehr waren sie Teil eines schrittweisen „schleichenden“ Prozesses [A1], der zu der heutigen Etabliertheit und Attraktivität des Stadtteils geführt hat.

Heute ist der Standort von den Mieten eher höherpreisig und viele Immobilien sind aufgewertet worden. Einige Freiberufler*innen nutzen aber die wenigen günstigen Mietmöglichkeiten, um dort Wohnen und Arbeiten zu können. Die größeren Wohngemeinschaften sind an vielen Stellen anstelle von Eigentumswohnungen gewichen, die durch private Investor*innen renoviert wurden. Einige finden die Situation für den Rad- und Fußverkehr verbesserungswürdig. Dennoch empfinden viele die Atmosphäre im Quartier als ruhig und familiär mit vielen Grün- und Erholungsflächen. Gleichzeitig wird das umfangreiche Angebot an Cafès, Restaurants und Hotels als wichtige Faktoren für das Wohnen und Arbeiten im Ort geschätzt. 

Allgemein finden sich hier mittlerweile viele etablierte “Adressen” für die Kultur- und Kreativwirtschaft wie der “Kasseler Kunsttempel” [A3]. Sie gelten als wichtige Ausstellungs- und Veranstaltungsorte. Ihre Strahlkraft reicht oft über Kassel hinaus und zieht deutschlandweit und international Akteur*innen als auch Gäste und Veranstalter*innen an.

 

5 Netzwerkstrukturen:

Für einen Großteil der befragten Akteur*innen macht die Netzarbeit einen signifikanten Teil des Arbeitsaufwandes aus. Manche gehen von der Hälfte der Zeit aus, andere unterstreichen, dass Freiberufler*innen “nie wirklich Feierabend haben.” [A1]

Das gilt allerdings nicht für alle. Es lässt sich feststellen, dass die berufliche Tätigkeit für die Ausrichtung der Netzwerke und somit für die Relevanz der Netzwerkarbeit entscheidend ist. Wenn die Arbeit eher individuell abläuft und sich die Zahl der Kolleg*innen im eigenen Berufsfeld überschaubar hält, verringert das die Notwendigkeit für extensive Netzwerkarbeit dementsprechend.

Anzumerken ist die Tatsache, dass sich Netzwerke in der Regel nicht über professionelle Grenzen hinwegsetzen. Freundschaftliche Kontakte außerhalb dieser Strukturen werden gepflegt, aber ein übergeordnetes Netzwerk ist nicht zu erkennen.

Die Ansiedlung im Vorderen Westen scheint, wenn überhaupt nur in sehr geringem Maße mit lokalen Netzwerkstrukturen zusammenzuhängen. Oft sind die Akteur*innen regional bis international vernetzt und für räumlich verortbare Knoten wurde auf Orte außerhalb des Quartiers gezeigt (bspw. Staatstheater, Ateliers in der Südstadt, Kunsthochschule).

Aber auch wenn die Netzwerke sich nicht auf ihn beschränken, spielt der Stadtteil dennoch eine wichtige Rolle in Form von Third Places, die (informelle) Treffen vor Ort ermöglichen. Plattformen und somit eine Brücke zur Gesellschaft bilden etwa PRISMA und der Kunsttempel.

 

6 Zusammenarbeit mit der Stadt:

Viele unserer Gesprächspartner*innen schätzen die Zusammenarbeit mit der Stadt Kassel, insbesondere mit dem Kulturamt und dem Kulturdezernat. Einige etablierte Künstler*innen werden regelmäßig in ihren Projekten finanziell und strukturell durch die Stadt gefördert. Sie pflegen einen engen Kontakt zu den Ansprechpartner*innen und kennen mittlerweile einige Mitarbeiter*innen persönlich. Diese Form der Kooperation wird als sehr gewinnbringend für sie und die Kasseler Kulturszene eingeschätzt. Dazu wird auch auf weitere Vorzeigeprojekte wie der “Schlachthof” oder das “Theaterstübchen” verwiesen. Einige eher erwerbswirtschaftlich arbeitende Akteur*innen halten dagegen eher sporadisch Kontakt zum Kulturamt. Absprachen finden eher auf einzelne Projekte bezogen statt. 

Auch einige Verbesserungsvorschläge konnten wir feststellen. So wurde sich zum Beispiel mehr (u.a. finanzielle) Unterstützung für Akteur*innen der freien Szene gewünscht. Einige fühlen sich diesbezüglich noch nicht genug gefördert und wahrgenommen. Strukturen und langfristige Perspektiven für den kulturellen “Nachwuchs” waren auch ein Thema. Für den Stadtteil hätten einige gerne eine*n Ansprechpartner*in mit direkter Zuständigkeit für den Vorderen Westen auch in Fragen der Stadtentwicklung. Außerdem gab es Bedenken, dass die Gemeinnützigkeit eines Unternehmens der Kultur- und Kreativwirtschaft nicht genügend gefördert werden würde. Beispielsweise bei der Organisation der selbst getragenen Straßen- und Quartierfeste erhoffen sich einige mehr Unterstützung.

Trotzdem wird im Großen und Ganzen die Präsenz der Stadt durch beispielsweise Workshops, Gespräche und Befragungen wahrgenommen. Auch bei der wichtigen Frage nach verfügbaren Räumen helfen die Behörden. “Die Stadt ist darum bemüht Diversität [in der Kultur- und Kreativwirtschaft] zu wahren.” [A4]

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Zwischen Kreativquartier und Kulturfabrik

Zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Kassel

Vertretungsprofessorin

Dr. Janet Merkel

Benjamin Schubert

Carolin Kohl

Jan-Niklas Krause

Mathis Lepel

Philip Stöcker

Radmer van der Aalst