Das Haus der Alternativen ist ein Ort der Lehre, Gemeinschaft und Wohnen verbindet.
Er schafft neue, alternative Formen des Zusammenkommens und des gemeinsamen Lernens und Wohnens. Der Neubau im Süden Frankfurts soll als Ausbildungsgebäude für neue Energiesysteme dienen, sich basisdemokratisch selbst verwalten und als Versuchsfeld für neue prototypische Technologien genutzt werden. Schwerpunkte der Ausbildung vor Ort liegen insbesondere im Energiemanagement, in der Mechatronik, sowie der Erforschung alternativer Energien und Speicherquellen. Somit soll das autarke Gebäude sowohl in der Theorie der Forschung als auch der Praxis seiner Selbst als Demonstrator und Probekörper für neue Energietechnologien stehen. Zukunftsfähige und alternative Energiesysteme versorgen hierzu das Gebäude und seine angrenzenden Nachbarn.
Das langgestreckte Grundstück befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Südbahnhof Frankfurt Main, südlich der Bahnschienen und direkt an der Mörfelder Landstraße.
Diese ist eine stark befahrene dreispurige Straße ohne bisherige Fahrradwege und einem sehr schmalen Fußgängerweg, welcher an den parkenden Autos entlang verläuft.
Durch den Rückbau der Parkplätze entlang der Straße, und dem Einrücken des Neubaus entgegen den vorhandenen Garagen, entsteht Platz für den neu angelegten Fahrradweg sowie für einen breiteren Fußgängerweg. So wird eine beruhigte, angenehme Atmosphäre vor Ort gewährleistet und eine ansprechende Eingangs- und Ankommens Situation geschaffen.
Durch seinen gering gehaltenen Fußabdruck bespielt der Neubau nur ca. 1/3 der vorhandenen Grundstücksfläche und lässt somit Platz zur möglichen Planung weiterer Gebäude.
Um ausreichend Grünflächen zu schaffen und einer vollflächigen Versiegelung entgegenzuwirken, wird der Teil östlich des geplanten Gebäudes entsiegelt. Hier entsteht ein gemeinschaftlich zu nutzender Park mit angrenzendem Spielplatz. Durch eine Abtreppung in der Gebäudeform werden weitere Grünflächen auf dem Gebäude selbst in Form von begrünten Dachterrassen geboten.
Das Haus der Alternativen teilt sich nach seinen Funktionen in der Horizontalen in zwei Gebäudeabschnitte auf. Wohnen findet in den oberen Geschossen statt, Lehre in den unteren. Diese Trennung ist durch die Änderung in der Fassade und die Abtreppung des Gebäudes von außen ablesbar. Die beiden Funktionsbereiche sind dennoch durch die Erschließung und die Blickbezüge aller Ebenen miteinander verbunden. Die Erschließung erfolgt über großzügige Treppen, die die NutzerInnen durch das Gebäude leiten.
Der Haupteingang befindet sich im Süd-Osten des Gebäudes an der Kreuzung Mörfelder Landstraße/ Grethenweg. Das Erdgeschoss bietet Raum für die Gebäudetechniken sowie Lagerräume und funktioniert als eine Art Sockel für den gemeinschaftlich zu nutzenden Teil des Gebäudes.
Eine große Treppe leitet den Besucher vom Eingang direkt in das erste Obergeschoss.
Von hier erstreckt sich ein offenes Foyer mit Zugängen zum Café, einer gemeinschaftlichen Küche sowie einem flexibel zu nutzenden Versammlungsraum durch die Etage.
Des Weiteren befinden sind hier zwei Büros inkl. Archiv sowie einem Besprechungsraum, die der internen Verwaltung zu Verfügung stehen.
Geprägt wird der Raumfluss von den großen Treppen des Erd- und Obergeschosses und der Öffnung zu den umgebenden geschlosseneren, jedoch flexiblen Räumen. Integrierte Sitztreppen laden zum Verweilen ein und ermöglichen den Nutzer:innen ein neues Erleben von Raum und Raumfluss. Ein weiters elementares Merkmal ist das große Atrium mit Glasdachabschluss oberhalb des vierten Geschosses, welches das Gebäude im Inneren mit genügend Tageslicht versorgt. Die Erschließung über die verschiedenen Geschosse erfolgt durch Treppen, die versetzt zueinander den Lichthof durchkreuzen. Durch dies, sowie durch den verspringende Form des Lichthofes, werden den Nutzer:innen Blickbezüge zwischen allen Etagen ermöglicht. Auf den Geschossen ist jeder Raum über die Ebene selbst, umlaufend des Lichthofes zu erschließen. Um die Fläche effizient zu nutzen, sind die Gänge nicht nur Erschließung, sondern bieten auch Platz für den Aufenthalt in Pausen, als öffentliche Lern- und Begegnungsorte.
Im 2. Und 3. Obergeschoss befinden sich Werkstätten inkl. Werkstattbüros sowie angrenzende Lager.
Im 3. Obergeschoss sind zudem zwei Seminarräume, zwei Schulungsflächen und ein Versuchsraum angeordnet.
Die Räume sind flexibel um nutzbar und durch große Glasflächen sehr offen gehalten und einsehbar.
Im 4. Obergeschoss findet sich neben weiteren Seminar- und Schulugsflächen ein großer Raum zur Computerarbeit, der durch Trennwände flexibel geöffnet oder geschlossen werden kann.
Das Geschoss wird zudem durch eine Öffnung in der Fassade, sowie einer Abtreppung mit Sitzstufen und einem tiefer gelegten work space geprägt.
In den oberen vier Geschossen befinden sich die Wohneinheiten. Diese bieten Schlafräume für ein bis drei Personen mit privaten Bädern, barrierefreie Wohnungen sowie einen großen gemeinschaftlichen Wohn-, Koch- und Essbereich mit Zugang zu einer Dachterrasse.
Zwei Fluchttreppenhäuser gewährleisten das sichere Erschließen des Gebäudes im Brandfall. Für eine nötige Barrierefreiheit wird durch einen Fahrstuhl am Haupteingang gesorgt.
Das Gebäude wird komplett autark mit Strom und Wärme versorgt. Die in die zackenförmige Fassade integrierten Solarmodule, sind nach Süden ausgerichtet und drehen sich automatisch mit dem Sonnenlauf mit. Diese Drehung ermöglicht eine besonders effiziente Ausnutzung der Solarenergie sowie eine gleichzeitige Verschattung im Innenraum.
Um den Strom der Photovoltaikanlage nutzen zu können und über einen kurzen Zeitraum zu bewahren, befinden sich im Erdgeschoss ein Laderegler, eine Batterie sowie ein Wechselrichter.
Die Fassade nach Nord-Osten ist den Bahnschienen zugewandt und somit verstärkt Lärm belastet.
Die geplante vertikale Begrünung an dieser Fassadenseite dient der Schallabsorption. Ebenso bietet sie eine zusätzliche Wärmedämmung im Winter und eine Kühlung im Sommer.
Aufgefangenes Regenwasser kann mit Hilfe einer Pumpe zur Bewässerung der Fassadenbegrünung dienen.
Das Heizsystem funktioniert nach dem Prinzip der Sozialwärme, welche eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe antreibt. Hierzu wird das Abwasser der Lehr-, Gemeinschafts- sowie Wohnbereiche in einem Wasserbehälter mit 75 m3 Fassungsvermögen unter der Erde gesammelt.
Das anfallende, durchschnittlich 30-Grad warme Abwasser wird zurückgeleitet und dient dem optimalen Antreiben der Wärmepumpe und dem anschließenden Durchlaufen der Fußbodenheizung.
Im Sommerfall dreht sich das Prinzip um und kaltes Wasser wird aus dem Wärmespeicher in die Fußbodenkühlung geleitet.
Da das System der Sozialwärme für max. etwa 750 Menschen ausgelegt ist, können potentielle weitere Gebäude die auf dem Grundstück entstehen, hier integriert werden.
Am obersten Punkt des geneigten Glasdaches tritt die warme, aufsteigende Abluft aus und frische Zuluft wird über eine Öffnung am Fuße der Fassade angesogen und versorgt das Innere mit Frischluft.
Die Konstruktion ist in einer Skelettbauweise umgesetzt. Auskragende Einfeldträger aus Holz gewährleisten ausreichend große Spannweiten ohne Zwischenstützen. Dies ermöglicht eine leichte und flexible Raumaufteilung. Die Stützen und Träger sind aus Holz, einem nachhaltigen, recyclebaren Rohstoff, der eine angenehme Innenatmosphäre und frische Raumluft mit sich bringt. Der Fußbodenaufbau besteht aus einer Hybridbauweise aus CLT-Holzplatten und einem Estrich mit integrierter Fußbodenheizung.