Lehrveranstaltung: Seminar: Reinraum „Open-VR“
Sonstiges: WiSe 2022/23
Fachgebiet: Entwerfen und Gebäudelehre

Seminar : REINRAUM | OPEN VR

Dieses Wintersemester wurde im Seminar Reinraum „Open-VR” bei M.Sc. Haran Faizi erstmalig ein Modul angeboten, in dem es möglich war einen ersten Einstieg im Umgang mit Virtual Reality und entsprechender Hardware zu bekommen.
Aufgabe war es ein Entwurfstool zu entwickeln und dieses in ein virtuelles, begehbares 1:1 Modell zu integrieren. Uns war es freigestellt ob wir in unseren Projekten lieber VR- oder AR-basiert arbeiten möchten. In den ersten Wochen des Seminars beschäftigten wir uns insbesondere mit dem erlernen wichtiger Grundlagen im Umgang mit der GameEngine UNITY.  Mit Hilfe von Animationen, Sounds, 3D-Scans und weiteren interaktiven Elementen wurden dabei erste virtuelle Welten erschaffen.
Der zweite Teil des Seminars widmete sich anschließend vor allem der Ausarbeitung unserer Entwurfstools.

Mein Entwurfstool „ASL Ausstellen“ befasst sich mit der digitalen beziehungsweise hybriden Ausstellungsplanung.

In dem Foyer des ASL-Gebäudes finden dieses Jahr immer wieder wechselnde Ausstellungen statt. Dabei stellt sich den Ausstellenden immer wieder die Frage nach der richtigen Positionierung, der für die Ausstellungen vorgesehenen Stellwände. Mein Entwurfstool ermöglicht es, diesen Schritt Vr-basiert zu lösen. Es ist möglich Stellwände im Raum zu positionieren und sich erste Notizen auf den Stellwänden zu machen.

Warum kann es sinnvoll sein Ausstellungen digital zu planen?

Es gibt verschiedene Gründe, wesshalb eine digitale Ausstellungsplanung sinnvoll sein kann. Das Besondere für mich war, dass ich die Stellwände ohne große Mühe (Muskelaufwand, digitale Stellwände wiegen nichts!) im Raum positionieren konnte. Und dabei sofort ihre Raumwirkung erleben kann. Gleichzeitig ist der Entwurfsprozess nicht mehr ortsgebunden. Ebenso ist es möglich verschiedene Varianten zu testen, obwohl eine aktuelle Ausstellung parallel stattfindet.

Der Aspekt eine Ausstellung schon begehbar machen zu können, bevor sie überhaupt existiert hat weitere Vorteile. So kann die Ausstellung schon von einer ausgewählten Gruppe von Menschen getestet werden, und so mögliche Schwachstellen der Ausstellung überarbeitet werden. Dabei ist es auch möglich, die Körpergröße des Avatars zu verändern und dadurch einen Perspektivwechsel zu testen. So kann etwa durch eine geringere Höhe des Kopfes des Avatars die Perspektive von Kindern oder Rollstuhlfahrer*innen angenommen werden und die Ausstellung für ihre Bedürftnisse und auf ihre Perspektive angepasst werden.

Eine weitere Besonderheit einer  VR-bassierten Ausstellungsplanung liegt darin, dass die gesamte Ausstellung digital als Datei existiert. Dadurch kann die Ausstellung einfach archiviert werden, ist aber trotzdem weiterhin jederzeit mit einer VR-Brille  „begehbar“. Dies macht es auch möglich die Ausstellung von überall auf der Welt digital zu besuchen.

Dabei wäre es sogar denkbar, dass die digitalen Besucher mit der Ausstellung und untereinander interagieren können.

Um das Umgebungsmodell für mein Entwurfstool zu erstellen habe ich viele verschiedene Methoden zur Erstellung eines 3D- Modells miteinander kombiniert.

Zunächst habe ich das gesamte ASL-Gebäude mit einem Tablet und einer 3D-Scan Software gescannt. Das Ergebnis grunssätzlich okay, allerdings hat die 3D-Scan Software Probleme bei der Erkennung von Oberflächen aus Glas. Dadurch waren vorallem die Scans im Foyer, durch Fehlerhafte Fensterflächen nicht aussreichend. Ein weiteres Problem liegt darin, dass viele „Löcher“ im 3D-Modell entstehen, wenn man besonders große Scans erstellt.

Ich habe anschließend mit der Software Blender gearbeitet, um meinen Scan etwas „aufzuräumen“. Mit der Software Blender ist es möglich, Bereiche (Meshes) des Scans zu bearbeiten (Bsp. Glätten) oder zu entfernen. Darüber hinaus habe ich mit mit Blender noch einzelne Bereiche (etwa die Außenwände des ASL-Gebäudes nachmodelliert.

Um die Fenster und das Foyer besser darszustellen, habe ich mich dazu entschlossen die Fenster- und den Eingangsbereich mit Vectorworks nachzubauen und anschließend in der Software Blender mit dem Scan zu verbinden.

In den letzten Wochen des Seminars habe ich mich dann ausschließlich mit der Programmierung des Entwurfstools in Unity beschäftigt.

In der Game Engine ist es möglich, über das Schreiben und Verwenden von Scripten (oder Schreiben lassen von Scripten:ChatbotGPT), Interaktionen und Möglichkeiten in die VR-Anwendung zu integrieren. So habe ich es mit Hilfe von ChatbotGPT und auch mit Hilfe unserer hilfsbereiten Tutorin (Danke Frederike!) geschafft, den Stellwänden die nötige Physik zu geben, ein Menu zu erstellen in dem die Stellwände und ein Marker ausgewählt werden können, dem Stift die nötigen Atribute zuzuweisen und den Avatar so einzustellen, dass die Ausstellungsplanung letztendlich für den Anwender so angenehm wie möglich ist.

Ab dem kommenden Semester werden alle Entwurfstools auf dem Server des VR-LABS im ASL-Gebäude gespeichert sein. Es wird dann also möglich sein, alle in diesem Semester entwickelten Tools selbst auszuprobieren. An dieser Stelle möchte ich alle Studierenden, die jetzt vielleicht Lust bekommen haben in den kommenden Semestern an diesem (oder einem ähnlichen Seminar) teilzunehmen, dazu ermutigen dies zu tun. Es ist eine spannende Erfahrung mit VR- und AR- Brillen zu arbeiten und wahrscheinlich auch etwas, dass uns früher oder später noch einmal im Berufsleben begegnen wird.

Danke Harun!